Fassadenbrüche – Und irgendwie geht’s weiter

von Gabriele Günther.

Klappentext

Nach ihrem erfolgreichen Debüt „Fassadenbrüche“ entführt uns Gabriele Günther erneut in die fesselnde Welt ihrer Figuren. Atemlos begleiten wir sie durch ein Jahr voller überraschender Wendungen, Glück und Unglück, verheerender Entscheidungen und fataler Konsequenzen.
Ein Roman über die nie endende Suche nach Liebe, Glück und Selbstverwirklichung. Er erzählt von den Zeiten des Übergangs, des Wartens, Hoffens und Loslassens und davon, wie sehr sich Liebe und Hass ähneln.

Leseprobe
Das Läuten der Glocke der naheliegenden Andreaskirche, das soeben den Tod eines ihr unbekannten Menschen verkündet, stimmt sie melancholisch. Sie sitzt an ihrem Schreibtisch, stützt den Kopf in ihre aufgestellten Hände, starrt auf den Laptop und liest die Sätze, die sie in den letzten Minuten geschrieben hat. Sie liest sie wieder und wieder, ohne ihren Sinn zu verstehen. Im Takt der Glocken wiegt sie sich hin und her. Sie sieht die Bronzeglocke vor sich, stellt sich vor, wie der Klöppel an deren Schlagring hämmert. Dong - Dong - Dong - Dong. Eins - Zwei - Drei - Vier. Sie zählt die Glockenschläge, die irgendwann leiser werden und schließlich ganz verklingen. Sie zählt weiter, bis sie bei der Zahl einhundertdreißig angelangt ist. Hier stoppt auch sie ihr Zählen.
Einhundertdreißig lange Tage war ihr Mann weg, ließ sie im Ungewissen, ob er überhaupt jemals zu ihr zurückkehren würde. Ihre Wut ob dieser Unverschämtheit stieg zeitweise ins Unermessliche. Gerade in dem Moment, als sie sich mit seiner Abwesenheit angefreundet hatte und ein neues Leben für sich möglich gefunden hatte, mit Berthold, tauchte er wieder auf. Sie versuchten, wieder zueinanderzufinden, neunundzwanzig Tage lang - und scheiterten. Johan zog aus und sie vermisste ihn, trotz allem. Sehnte sich nach ihm, verdrängte Berthold aus ihren Gedanken. Die vielen gemeinsamen Jahre wollte sie nicht wegwerfen und so gestattete sie Johan an Silvester, für eine Nacht bei ihr zu bleiben.