Der Sprung durch das Zeitfenster von Martin Scholz

Nick Lenau landet nach einer geistigen Auszeit in der Psychiatrie für hoffnungslose Fälle – und findet dort alles, nur keine Hoffnungslosigkeit. Um ihn herum entsteht eine skurrile Bewegung zur „Weltbefreiung“, deren Ziel – globale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit – zunächst absurd erscheint, aber bald überraschend real wird. Magische Zeitfenster im alten Familienhaus in der Frankfurter Lenaustraße 46 lassen Nick in die bewegten Schicksale seiner Vorfahren eintauchen. Die Erfahrungen aus Vergangenheit und Gegenwart verweben sich zu einer Erkenntnis: Die Familien der Welt müssen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und sich von den Fesseln egoistischer Systeme befreien. Mit Unterstützung seiner neuen Freunde – und der besonderen Katja – begibt sich Nick auf eine abenteuerliche Reise zu sich selbst und zur Rettung der Welt, ohne dabei den Humor zu verlieren.
Ein witzig-absurdes, poetisches und politisches Abenteuer, das Liebesgeschichte, Öko-Thriller und Familienroman vereint. Mit lyrischen Zitaten, philosophischen und historischen Exkursen eröffnet dieser Roman neue Perspektiven auf das Menschsein – überraschend, tiefgründig und voller Lebensfreude.

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Buchdetails

Gebundene Ausgabe
ISBN: 978-3758101533
Seitenzahl: 364
Verlag: Verlagshaus Schlosser
Erscheinungsdatum: 12. September 2025
Preis: 23,90 Euro

E-Book
ISBN: 978-3758163319
Verlag: Verlagshaus Schlosser
Erscheinungsdatum: 12. September 2025
Preis: 11,99 Euro

Über den Autor

Name des Autors:
Martin Scholz

Mehr Informationen zum Autor:
Martin Scholz wurde 1960 in Frankfurt am Main geboren. Nach seinem Biologie-Studium in Frankfurt war er im Bereich der experimentellen Medizin als Wissenschaftler in verschiedenen Universitäten tätig. Als Wissenschaftler, Erfinder und Vorstand einer von ihm gegründeten Biotech-Firma in München veröffentlichte er zahlreiche wissenschaftliche Forschungsarbeiten in internationalen Fachzeitschriften.
Mit dem Debütroman „Der Sprung aus dem Zeitfenster“ betritt Martin Scholz eine unwissenschaftliche Bühne.

Leseprobe

Kapitel 1
Als ich morgens aufstand, um die Welt neu zu ordnen

Im Vorübergehen traf mein flüchtiger Blick auf die verbliebenen Reste des Spiegels, der im Zuge unserer letzten, nach meinem Ermessen sachlich geführten, Klimadiskussion zur Rettung der Welt etwas gelitten hatte. Der Teller mit den darauf verbliebenen Essensresten musste meiner damaligen platonischen Liebe, Sophie von Löwenthal3, versehentlich aus der Hand geglitten sein, begleitet von lautstarken Beschimpfungen, bevor er sich auf eine gradlinige Flugroute begab und, knapp an meiner linken Schläfe vorbei, den Spiegel im Flur traf. Seither lehren die zahlreichen Bruchstücke des zersprungenen Spiegels mich täglich, wie facettenreich der optische Schein sich doch gestalten mag, ganz anders als die Schattenwelt meiner geistigen Höhle, der ich nun entkommen wollte.
An diesem Morgen interessierte mich aber nicht mein äußeres Erscheinungsbild. Siegessicher ignorierte ich die zahlreichen Spiegelbilder, die mir verwundert nachschauten, als ich gut gelaunt meine Wohnung im 4. Stock des in die Jahre gekommenen Altbauhauses in der Lenaustraße 46 im Nordend Frankfurts verließ. Vermutlich wollten mich die quietschenden Dielen des Treppenhauses darauf aufmerksam machen, dass mein Schlafanzug, den ich noch trug, nicht gebügelt war. Auch das konnte mir die euphorische Stimmung nicht vermiesen. Die Sonne wärmte bereits die herbstliche Luft, und ich ging beschwingt durch die Straßen des Viertels zum Einkaufsladen an der Ecke, vorbei an offensichtlich ebenfalls gut gelaunten Menschen, die mir zulachten und auf mich zeigten.
Doch woher kam diese Ruptur der morgendlichen Energie, die mich gerade noch siegessicher und unverwundbar machte? Ich erinnerte mich. Wie so oft, hatte ich auch in dieser Nacht geträumt, wie alle Menschen meiner Familie um mich herumstanden und mich stumm anstarrten, ihre Zeigefinger auf mich gerichtet, als hätte ich wieder etwas falsch gemacht. Mein Ausweg war das offene Fenster im vierten Stock des Familienhauses. Wie gewohnt, fiel ich zunächst schnell, dann orientierungslos und langsam schwebend gen Boden. Hier hatten die Träume sonst ihr offenes Ende. Diesmal war es anders. Bevor ich den Boden berührte, sah ich meine Mutter im Garten stehen, die immer wieder liebevoll zu mir sagte: »Du bist stark, Du wirst es schaffen.« Und ich landete sanft zwischen den hellblauen Hortensien und dem Kastanienbaum.
Wenn man sich selbst so großartig fühlt, dann löst die eigene Ausstrahlung bei anderen Menschen spiegelbildlich ebenfalls Frohsinn aus. Der Tag konnte nicht besser beginnen. Bei Frau Schäfer, der Betreiberin des kleinen Lebensmittelladens an der Ecke, kauften meine Mutter Anna und ich schon vor mehr als fünfzig Jahren ein. Damals war Frau Schäfer schon alt. Ich muss sie irgendwann einmal fragen, wie sie die viele Arbeit noch bewältigen kann. Sie muss inzwischen schon über 100 Jahre alt sein. Als ich den Laden betreten wollte, sah ich das offenbar frisch angebrachte Türschild »Nagelstudio Emir«. Emir machte mich höflich darauf aufmerksam, dass es den Lebensmittelladen seit 35 Jahren nicht mehr gebe und dass ich dringend meine Fußnägel passend zu meinem violetten Schlafanzug mit Rosenmuster in Ordnung bringen sollte. Ich bedankte mich höflich und ging weiter zur stark befahrenen Glauburgstraße, wo ich, versteckt zwischen den immer mehr emporsprießenden Studentencafés, endlich einen modernen Supermarkt fand. Irritiert von der Neuigkeit, dass Frau Schäfer und ihr Lebensmittelladen offenbar überstürzt das Nordend verlassen hatten, ohne sich von mir verabschiedet zu haben, nahm ich eine Packung Mailänder Salami und eine Packung biologische Lachsforellen aus dem Regal und ging verärgert an den unfreundlichen Leuten vorbei, die mich feindlich anstarrten, und durch die Kasse, natürlich ohne zu zahlen. Geld hatte ich nicht dabei, denn in meine taschenlose Schlafanzugshose hätte ich kein Geld einstecken können.
Es war ein großer Triumph. Die Rache für Frau Schäfer und für den feindseligen Supermarkt. Wie eine Trophäe hielt ich die Mailänder Salami und die Lachsforelle mit ausgestreckten Händen über den Kopf, als ich tänzelnd in meinem Schlafanzug und meinen weißen Hausschuhen aus Schaffell, mit rosa Bommeln versehen, mitten auf der Glauburgstraße mein Glück mit allen anderen Menschen teilen wollte. Leute, die mich nicht kannten, riefen mir offenbar anerkennende Worte zu, Autofahrer hupten begeistert. Es hatte sich schon eine große Anzahl laut hupender Autos hinter mir versammelt, um mir zu folgen. Immer mehr Menschen wollten teilhaben an meinem Triumph. Sogar die Menschen aus dem feindseligen Supermarkt kamen freudig auf mich zugerannt. Vielleicht sind die Menschen von dort doch nicht so feindselig, wie ich zunächst annahm.

Der Verlag:
Webseite: verlagshaus-schlosser.de
Instagram: @verlagshausschlosser
Facebook: www.facebook.com/VerlagshausSchlosser

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